BIBERACH – Auf die Initiative des katholischen Dekanats, des evangelischen Kirchenbezirks sowie des Landkreises Biberach wurde ein Bündnis für Demokratie und Toleranz im Landkreis Biberach gegründet. Die Mitbegründer sind neben den drei Initiatoren die Kreisverbände von Bündnis 90 / Die Grünen, der CDU, der Linken, der ödp, der SPD sowie die Gesellschaft für Geschichte und Gedenken in Laupheim und der Kreisjugendring.
„Wir leben schon sehr lange in einer Demokratie. Vielleicht haben wir uns zu sehr an sie gewöhnt?“, gab Dekan Sigmund Schänzle bei der Begrüßung zu bedenken. Mit diesem Bündnis sollen Einigkeit, Recht und Freiheit wieder zum Thema gemacht werden.
Dekan Hellger Koepff stellte die drei wesentlichen Ziele des Bündnisses vor: Zusammenhalt aller demokratischen Kräfte, Förderung des Demokratiebewusstseins in der Gesellschaft, rasche Handlungsfähigkeit. „All diese Überzeugungen des Grundgesetzes vererben sich nicht. Sie müssen in jeder Generation wieder neu mit Leben gefüllt werden“, so Koepff.
Als Ehrengast hielt Bundesjustizministerin a.D. Prof. Dr. Herta Däubler-Gmelin ein feuriges Plädoyer für Demokratie und Toleranz. Es sei klar, dass eine Gemeinschaft einen verfassten Rahmen brauche. Das vor 68 Jahren in Kraft getretene Grundgesetz habe eine lange konfliktfreie Zeit gebracht. Aber die Spaltung der Gesellschaft nehme zu, es gebe Proteste und es gebe Gründe dafür. Däubler-Gmelin: „Die Probleme müssen gesehen und im Rahmen des Möglichen gelöst werden.“
Zur Demokratie gehören Rechts- und Sozialstaatlichkeit. „Die Menschen sollen auf der Verfassung richtig plattfüßig stehen können“, so Däubler-Gmelin. Die Verfassung sage „ja“ dazu, dass Menschen unterschiedlich sind und unterschiedliche Vorstellungen haben. Aber die Regeln, die Menschenwürde und das demokratische Verständnis müssen beachtet werden. Däubler-Gmelin mahnte: „Demokratie steht für einen friedlichen Austausch unterschiedlicher Meinungen. Dazu gehört Respekt vor der Auffassung der anderen und der ernsthafte Wunsch, zu einer Einigung zu kommen.“ Dies sei verbunden mit der Bereitschaft zu Kompromissen.
Toleranz setze laut Däubler-Gmelin eine eigene Meinung und einen eigenen Standpunkt voraus. Und Toleranz sage, dass eine eigene Meinung auch anderen zustehe. „Toleranz ist die Aufforderung zu mehr Freiheit des Denkens und des Glaubens“, sagte Däubler-Gmelin.
Die ehemalige Bundesjustizministerin wies aber auch darauf hin, dass es Bedrohungen und Gefahren für das Zusammenleben gebe. Es gebe zu viele Hetzereien gegenüber Menschen mit anderer Hautfarbe, anderer Religion oder gegenüber Flüchtlingen. Däubler-Gmelin stellte klar: „Da kommt ein Hass zum Ausdruck, der nicht akzeptabel ist!“ An die neuen Bündnispartner gewandt schloss sie „Sie haben eine Menge vor sich. Ich freue mich sehr, dass sie nicht nur analysieren, sondern auch aktiv werden wollen!“
Am Ende der feierlichen Gründung freute sich auch Landrat Dr. Heiko Schmid. „Wir haben heute mit dem breiten Bündnis ein richtig starkes, ein deutliches und außergewöhnliches Zeichen für die Demokratie und die Toleranz in unserem Landkreis gesetzt.“
Kerstin Leitschuh, Dekanatsreferentin
auf dem Bild die Gründungsmitglieder v.l.: Landrat Dr. Heiko Schmid (Landkreis Biberach), Dekan Hellger Koepff (evangelischer Kirchenbezirk Biberach), Elisabeth Lincke (Gesellschaft für Geschichte und Gedenken in Laupheim, MdB Josef Rief (CDU Kreisverband Biberach), Dekan Sigmund Schänzle (Kath. Dekanat Biberach), Cornelia Furtwängler, (Bündnis 90/Die Grünen Kreisverband Biberach), MdB Martin Gerster (SPD Kreisverband Biberach), Andreas Heinzel (Kreisjugendring Biberach), Josef Thanner (ÖDP Kreisverband Biberach)
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