BIBERACH – Das Demokratiezentrum Oberschwaben hat zusammen mit den Kreisjugendringen Biberach und Ravensburg und dem Bündnis für Demokratie und Toleranz im Landkreis Biberach im Landratsamt einen Fachtag zum Thema „Glaube und Demokratie – wie geht das zusammen?“ veranstaltet.

Friederike Höhndorf stellte dabei als Ansprechpartnerin des Demokratiezentrums Baden-Württemberg in Biberach zu Beginn die Aufgaben und das Portfolio des Demokratiezentrums vor. Präventiv werden Vorträge und Workshops vor allem an Schulen zu den Themen Demokratiebildung organisiert. Gleichzeitig hilft das Demokratiezentrum auch bei demokratiefeindlichen Dingen.

Angelika Vogt (Demokratiezentrum Baden-Württemberg), diskutierte mit dem katholischen Dekan Sigmund F. J. Schänzle, dem evangelischen Pfarrer Gunther Wruck, Barbara Traub von der Israelitischen Glaubensgemeinschaft Württembergs, Mehmet Aksoyan vom Verein Tavier Ravensburg und Bürgermeister Mario Glaser (Schemmerhofen) über die Frage, wie Glaube und Demokratie zusammengehen.

Bürgermeister Mario Glaser führte aus, dass der Begriff Demokratie am besten verstanden wird, wenn auch Kinder die gleiche Erklärung verstehen. Dekan Schänzle sagte, die Demokratie sei der ideale Raum für die Entfaltung des Glaubens, viele demokratische Grundsätze fänden sich in den christlichen Werten wieder und bezog sich dabei auch auf Stichworte aus dem Grundgesetz, welche das Bündnis auf Getränkeuntersetzer gedruckt hat, wie bspw. Leben, Freiheit, Glaube.

Für Barbara Traub bedeutet eine funktionierende Demokratie die beste aller Staatsformen, denn unter verschiedenen anderen Staatsformen wurden Juden meist diskriminiert und hatten weniger Rechte. Demokratie hat hier erst eine Änderung gebracht. Mehmet Aksoyan sagte, aus dem islamischen Selbstverständnis heraus habe er die Verpflichtung, einen konstruktiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten und hierfür bietet die Demokratie den richtigen Rahmen. Pfarrer Wruck ergänzte, in der Demokratie sei es absolut möglich, zu sagen: „Ich glaube“.

Angelika Vogt wollte von den Diskutanten wissen, wie viel Pluralismus die Gesellschaft bzw. die Demokratie im Hinblick auf derzeit viele diverse Tabubrüche aushalten muss. Hierauf meinte Mario Glaser, dass sich die Gesellschaft nicht heraussuchen kann, wie Pluralismus aussieht und forderte auf, dass alle gefordert sind aufzustehen und Flagge zu zeigen, um das Bewusstsein zu stärken, dass die Pluralität verteidigt werden muss. Gleichzeitig hat aus seiner Sicht die Pluralität auch Grenzen.

Pfarrer Wruck ergänzte, dass sich auch innerhalb von Glaubensgemeinschaften immer wieder die Frage stelle, wie viel Pluralität diese aushalten. Dekan Schänzle merkte an, dass wir in einer Zeit zunehmender Geschichtsvergessenheit leben und verweist dabei auf ein Zitat von Jean-Claude Juncker in abgeänderter Form: „Wer an der Demokratie zweifelt, wer an der Demokratie verzweifelt, der sollte Soldatenfriedhöfe besuchen!“ Schänzle ergänzte, dass niemand behauptet habe, Demokratie sei einfach. Freiheit bedeute nicht, tun und lassen, was man will: „Meine Freiheit endet bei der Freiheit des anderen.“, so Schänzle. Mehmet Aksoyan hofft, dass die Demokratie sehr viel Pluralität aushält, er forderte aber auch, dass sich Minderheiten einbringen und teilhaben dürfen. Sich in der Gesellschaft zu engagieren, stärke die Demokratie.

Barbara Traub ergänzte, die Demokratie berge die Voraussetzung, dass Pluralität existiert, denn ohne diese gebe es keine Demokratie. Momentan befinde man sich im Rückwärtsgang es werde wieder mehr ausgegrenzt und ausgeschlossen.

Vogt beendet das Gespräch mit einem Zitat von Chrchill: „Demokratie ist eine denkbar schlechte Form, aber ich kenne keine bessere.“

Im Anschluss an das Podium teilten sich die zahlreichen Besucher auf zwei Workshops auf: „WERTE in der Demokratie und im Glauben“ und „MOSES UND DIE MEHRHEIT – Glaube und Demokratie, Religion und Öffentlichkeit.