Am 9. Mai fand in Biberach die zweite Demonstration mit inzwischen zwei – bis dreihundert Personen gegen coronabedingte Alltagsvorschriften statt.
Wir leben in einem Land, das uns mit seinem Grundgesetz Freiheiten beschert, die wir bisher für selbstverständlich angesehen haben. Nun wird die Welt, verursacht durch das höchst ansteckende und gefährliche Virus SARS-CoV 2, in eine extrem andere Alltagssituation versetzt. Politiker und Wissenschaftler haben auf die Pandemie überlegt reagiert. Die Bevölkerung machte einsichtig mit. Im Vergleich zu Ländern wie beispielsweise Spanien und Italien kamen wir deshalb glimpflich davon. Nun ist es leider mit der Geduld vieler Menschen am Ende. Das ist verständlich, wenn es um die zwischenmenschlichen Sehnsüchte nach Umarmungen der Verwandten in Heimen geht oder der fehlenden Sozialkontakte von Kindern. Es ist auch verständlich, in Anbetracht finanzieller Nöte von Firmen und vermeintlich oder auf den ersten Blick unlogisch erscheinenden Vorschriften im Detail. Deshalb werden wir jetzt am kleinen Finger zurück zur Alltagsnormalität geführt. Leider greifen nun manche bereits nach der ganzen Hand und verlangen alte Gewohnheiten sofort und in vollem Umfang zurück. Für uns unverständlich und nicht akzeptabel sind in diesem Zusammenhang die Diffamierungen von Politikern, die Behauptung das Grundgesetz sei ausgehebelt worden und die Verbreitung obskurer Unwahrheiten und böser Verschwörungstheorien. Glauben Sie trotz aller Sorge diesen leicht widerlegbaren Lügen nicht, sie bewahren vor keiner Infektion. Wirkliche Demokraten demonstrieren für Ihre Rechte, distanzieren sich aber eindeutig von Rechts- wie Linkspopulisten und Verschwörungstheoretikern. Demokratie lebt von Meinungsvielfalt.
Wir rufen zu weiterer Einhaltung der geforderten Maßnahmen auf. Wenn alle Menschen sich an die Abstands- und Maskenpflicht halten, schützen wir uns gegenseitig. Die leichtfertige Ablehnung dieser Einfachmaßnahmen ist nach heutigem Wissen rücksichtslos gegenüber den Mitmenschen und könnte die Infektionszahlen ansteigen lassen. Lockerungen müssten zurückgenommen werden, im Extremfall würden die Intensivbetten in unseren Kliniken nicht ausreichen.
Dagegen sollten die bereits praktizierten gegenseitigen Nachbarschaftshilfen weiter gepflegt werden. Die Unterstützung örtlicher Geschäfte durch den Einkauf in Wohnnähe ist jetzt besonders gefragt.
Wir dürfen an die Luft, nur eben mit Abstand. Kinder dürfen wieder auf Spielplätze, aber nicht in unbegrenzter Zahl. Schulen steigen langsam wieder in Unterricht ein, aber mit reduziertem Stundenplan und kleinen Gruppen.
Als Bürger eines demokratischen Staates steht uns unter anderem das Recht auf freie Meinungsäußerung und Demonstration zu; aber in Zeiten wie diesen gilt es eine Art und Weise zu finden, seinem Recht Geltung zu verschaffen, die niemand anderem schadet. Deshalb gilt hier: Much risk – no fun!
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